Dass Konflikte die Gesellschaft, Unternehmen, und Unternehmer bares Geld kosten merken wir meist erst, wenn es zu Streiks kommt, zum Anwalt oder vor Gericht geht.

Doch KPMG konnte bereits im Jahr 2009 in einer Studie zeigen, dass es auch schon vor dieser Eskalation signifikante und messbare Konfliktkosten in Unternehmen gibt:

Jedes zweite der befragten Unternehmen gab für verschleppte oder gescheiterte Projekte jährlich mindestens 50.000 Euro aus; jedes zehnte sogar über 500.000 Euro.

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2015 fielen mehr als eine Million Arbeitstage Streiks zum Opfer

Streiks sind die regelmäßigen Beispiele dafür, dass Konflikte in Unternehmen zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen können.

Beispiele aus dem Jahr 2015, als sowohl die Bahn, als auch die Lufthansa von Streiks betroffen waren, lesen sich dann in den Geschäftsberichten wie folgt:

  • „Die Tarifauseinandersetzungen haben das operative Ergebnis mit 314 Millionen Euro belastet“ (Deutsche Bahn, integrierter Bericht 2015)
  • „Die umfangreichen Streiks der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) und der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) hatten einen deutlich negativen Effekt auf das Ergebnis des Geschäftsjahres 2015. Die Streikkosten beliefen sich auf insgesamt 231 Mio. EUR.“ (Lufthansa Group, Geschäftsbericht 2015)

Insgesamt sind laut Streikstatistik des Bundesagentur für Arbeit im Jahr 2015 mehr als eine Million Arbeitstage in ganz Deutschland ausgefallen.

An den Streiks haben sich in dem Jahr rund 230.000 Mitarbeitende haben sich beteiligt. Kein Einzelfall, wie ein Blick in die Streikstatistik der Bundesagentur für Arbeit verrät:

Konflikte im Arbeits- und Wirtschaftsleben: Streiktage in Deutschland. Streiks führen immer wieder zu hohen Konfliktkosten.

KPMG findet messbare und signifikante Konfliktkosten in Unternehmen

Diese hohen Streikkosten sind sicherlich die Ausnahme. Die Unternehmensberatung KPMG zeigte 2009 in einer Studie, dass Unternehmen auch ohne Streiks von messbare und signifikante dysfunktionale Konfliktkosten getroffen sind.

Während Unternehmen selber die genauen Kosten nur selten erheben, zeigte sich in der Studie, dass Konfliktkosten in vielen Unternehmen vorkamen und bei (in Folge von Konflikten) verschleppten oder gescheiterten Projekten besonders hoch waren:

Jedes zweite befragte Unternehmen gab hierfür jährlich mindestens 50.000 Euro aus; jedes zehnte sogar über 500.000 Euro.

Insgesamt konnte KPMG 9 Konfliktkostenkategorien ausmachen, die sich auf drei Dimensionen des Konflikts verteilten und in Wechselwirkung zueinander stehen:

Konfliktkostenkreis: Konfliktkosten lassen sich in drei Dimensionen untergliedern: Person, Team und Organisation.

Die in der ersten Dimension aufgeführten Kosten werden vom Mitarbeitenden selbst durch sein Konfliktverhalten verursacht.

Die Konfliktkosten in der zweiten Dimension ergeben sich aus mangelhafter Teamarbeit sowie ihren Konsequenzen.

Schließlich kann auch die Organisation selbst Konfliktkosten verursachen (dritte Dimension), indem sie beispielsweise arbeitsrechtliche Sanktionen gegen einen Mitarbeitenden anstrengt.

Andere Studien zeigten ebenfalls, dass Konfliktbewältigung eine relevante Größe in Unternehmen ist und diese mit erheblichen Konfliktkosten einher gehen:

  • 10 bis 15% der Arbeitszeit in jedem Unternehmen werden für Konfliktbewältigung verbraucht.
  • 30 bis 50% der wöchentlichen Arbeitszeit von Führungskräften werden direkt oder indirekt für Reibungsverluste, Konflikte oder Konfliktfolgen aufgewendet.
  • Fehlzeiten aufgrund betrieblicher Ängste und Mobbing am Arbeitsplatz belasten Unternehmen jährlich mit 30 Milliarden Euro.
  • Die Kosten pro Mobbingfall betragen im Durchschnitt 60.000 Euro.
  • 1 Prozent der Mitarbeiterkosten gehen jährlich für unverarbeitete Konflikte verloren.
  • Rund 25% des Umsatzes hängen von der Kommunikationsqualität ab.

Praxisbeispiele: 100.000 Euro Konfliktkosten sind schnell erreicht

Was das von KPMG entwickelte Modell in der Praxis bedeuten kann, zeigte die Unternehmerschaft Düsseldorf im Jahr 2012 in einem Best Practice Papier zum Thema Konfliktmanagement.

Sie zeigte anhand verschiedener Praxisbeispiele, welche Konfliktkosten entstanden sind:

  • Beispiel 1: In einer kleinen Kreativagentur mit 4 Mitarbeitenden entsteht ein Konflikt über die fehlende Struktur. Im Jahr des Konflikts ermittelten die Autoren so Konfliktkosten von 66.000 Euro.
  • Beispiel 2: In einem Mobbingkonflikt zwischen Führungskraft und Team sammeln sich über rund 3 Jahre Konfliktkosten von 433.500 Euro. Wohingegen die durchgeführte Mediation mit allen Beteiligten nur rund 30.000 Euro kostete.
  • Beispiel 3: Über Jahre laufenden Spannungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung um unter anderem tarifliche Eingruppierungen von Mitarbeitenden führen zu jährlichen Kosten (16 beteiligte Manager und Betriebsräte) von 225.000 Euro. Die schließlich durchgeführte Mediation kostet das Unternehmen lediglich 21.000 Euro.

Fazit

Konflikte betreffen also jede Ebene eines Unternehmens und die Konfliktaustragung gewinnt häufig an Schärfe, wenn Unternehmen unter wirtschaftlichem Druck stehen, obwohl gerade dann keine unnötigen Ressourcen verschwendet werden sollten.

Mediation und andere alternative Konfliktbeilegungsverfahren oder Konfliktmanagementsysteme in Unternehmen können helfen Konfliktkosten zu minimieren, Konflikte konstruktiv und zukunftsorientiert zu lösen und die Antriebskraft für notwendigen Wandel zu nutzen.

Titelbild: iStock.com/Farknot_Architect

Wer schreibt hier?

Henning Landers, Wirtschaftsmediator. Mediationen und Konfliktberatung.

Hallo, ich bin Henning Landers, Wirtschaftsmediator (IHK), Freizeit-Segler und leidenschaftlich, wenn es um Konflikte geht.

In meinem Blog dreht sich alles um Wirtschaftsmediation, Konfliktmanagement und Kommunikation. Hier lernen Sie erprobtes Wissen zur praktischen Anwendung im Business kennen.

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