Option 1: Nachgeben

Wer kennt ihn nicht, den Gedanken, in einem Streit einfach mal nachzugeben, um die Auseinandersetzung zu beenden.

Wirklich befriedigend und den Konflikt lösend wirkt das jedoch nur dann, wenn Sie zur Meinung gelangt sind, dass Ihre Position falsch ist.

In diesem Fall ist es für die Gegenpartei gut zu wissen, dass Sie sich geirrt haben oder falsch lagen. So werden Missverständnisse und Fehlinterpretationen vermieden.

In allen anderen Situationen ist nachgeben mit Risiken verbunden: Welche Wirkungen erzielen Sie damit? Welche Motivation haben Sie?

Wann kann nachgeben sinnvoll sein?

  • Sie werden von der Gegenpartei oder der Öffentlichkeit vorteilhaft wahrgenommen.
  • Sie gehen einen Schritt auf die Gegenseite zu, um so die Konfliktlösung zu ermöglichen. Wenn Sie Fehler zugeben; vielleicht fällt es ja auch der Gegenseite auch leichter?
  • Sie erhöhen die unterbewusste Verpflichtung der Gegenseite sich reziprok zu verhalten. Das heißt Gleiches mit Gleichem zu beantworten.
  • Ein potenzieller Gesichtsverlust durch das Nachgeben kann Ihren Willen zur Einigung unterstreichen.

Wann kann nachgeben problematisch sein?

  • Das Nachgeben wird von der Gegenpartei oder der Öffentlichkeit als überheblich wahrgenommen.
  • Das Nachgeben wird als Schwäche ausgelegt und hat negative Auswirkungen auf die künftige Zusammenarbeit.
  • Nachgeben hat eine negative Wirkung auf Ihr Selbstbild und Ihr Verhalten in künftigen Konfliktsituationen.

Option 2: Sich durchsetzen

Sicherlich werden Sie nicht selten in Ihrem Berufsalltag Situationen erleben, in denen Durchsetzungsstärke von Ihnen erwartet wird.

Nicht selten wird darunter verstanden, dass Sie sich einseitig durchsetzen.

Doch wann ist es Ihnen möglich, sich einseitig durchzusetzen und mit welchen Chancen und Risiken ist dies verbunden?

Unter vier Voraussetzungen ist ein Durchsetzen möglich:

  1. Es bestehen Machtungleichgewichte zwischen den Parteien; egal ob diese faktisch oder gefühlt bestehen. Machtquellen können dabei Hierarchie, Geld, Zeit oder Wissen sein. Aber auch Unterstützung, Status, Abhängigkeit oder Ansehen sein.
  2. Der Gegenpartei ist es nicht möglich einen (externen) Entscheider einzuschalten. Zum Beispiel, weil dies nicht angemessen erscheint.
  3. Die Gegenpartei will es vermeiden in einen Streit gezogen zu werden. Vielleicht, um öffentliches Interesse zu vermeiden, oder der Gegenseite erscheinen die Kosten für die fortgesetzte Streitaustragung zu hoch.
  4. Die Gegenpartei erkennt Ihre Forderung an und lenkt ein.

Klar ist schon hier, dass ein „Sich-Durchsetzen“ immer auch mit Risiken verbunden ist und nicht nur Chancen bietet.

Wann kann es sinnvoll sein, sich durchzusetzen?

Gibt es also Situationen, in denen es sich lohnt, sich durchzusetzen?

  • Dies ist eigentlich nur dann der Fall, wenn Sie auf die Fortsetzung der Beziehung nicht angewiesen sind, es Ihnen nur um den kurzfristigen Gewinn geht oder aber
  • Sie damit rechnen können, dass die Gegenpartei Ihre Forderung ernsthaft und überzeugt anerkennt und daher einlenkt.

Wann kann es problematisch sein, sich durchzusetzen?

Die (langfristigen) Nachteile der Durchsetzung liegen deutlich auf der Hand.

  • Es kann zu handfestem Streit mit der Gegenpartei kommen, der Abbruch der Beziehungen kann drohen oder sogar Vergeltungsaktionen.
  • Bei einer zunehmenden Eskalation der Auseinandersetzung tritt der ursprüngliche Konflikt immer weiter in den Hintergrund und wenig hilfreiche Motive gewinnen die Überhand: Vergeltung, Wahrung vor Gesichtsverlust oder der Sieg über den Gegner.
  • Für eine Geschäftsbeziehung, egal ob innerhalb des eigenen Unternehmens oder zwischen Unternehmen, ist dies wenig hilfreich.
  • Insgesamt werden die Konfliktkosten höher ausfallen als bei anderen Handlungsoptionen, die ich Ihnen in diesem Artikel vorstelle.

Zu guter Letzt noch die Frage, was können Sie tun, wenn sich Ihre Gegenpartei gegen Sie durchsetzen möchte?

Meine Empfehlung: Schalten Sie möglichst früh eine dritte Partei zur Konfliktlösung ein. Z. B. über ein Schiedsverfahren, einen Vorgesetzten oder eine Mediation. Manchmal kann auch ein Gerichtsprozess die richtige Option sein.

Option 3: Gerichtsverfahren

„Wir sehen uns vor Gericht!“ ist schnell gesagt. Die praktische Umsetzung dieses Vorhabens setzt allerdings zunächst folgendes voraus und sie zu erfüllen ist manchmal gar nicht so leicht:

  1. Sie wollen einen justiziablen Rechtsanspruch durchsetzen. Also einen Rechtsanspruch, der sich aus einem Gesetz, einem Rechtsentscheid oder einem rechtsverbindlichen Vertrag ableitet.
  2. Sie haben ausreichend Zeit und Geld, um einen Prozess durchzustehen. Nicht umsonst sagt eine Redensart: „Vor Gericht braucht man drei Säcke: einen mit Papier, einen mit Geld und einen mit Geduld“

Jedenfalls lohnt es sich vor dem Gang vor Gericht eine saubere Prozessrisikoanalyse durchzuführen, damit Sie sich einerseits der Kosten und der Erfolgsaussichten bewusst sind und so eine fundierte Entscheidung treffen können.

Welche Aspekte können nun für ein Gerichtsverfahren sprechen und welche dagegen?

Wann kann es sinnvoll sein vor Gericht zu gehen?

  • Sie haben einen justiziablen Rechtsanspruch und sind überzeugt davon, dass auch das Gericht diesen anerkennt und Ihnen zustimmt.
  • Sie wollen einen Präzedenzfall mit Öffentlichkeitswirkung schaffen. Dies könnte sich anbieten, wenn Sie für eine Vielzahl gleichartiger Fälle eine Klärung erzielen wollen.
  • Ihn geht es um einstweiligen Rechtsschutz, weil sie fürchten, dass aktive Veränderungen am Zustand vorgenommen werden könnten; entweder durch die Parteien oder Dritte.
  • Der Gang vor Gericht ist die einzige Möglichkeit Ihren Anspruch durchzusetzen, weil zum Beispiel andere Streitbeilegungsverfahren ausgeschlossen sind. (z. B. öffentlich-rechtliche Konflikte)

Wann kann es problematisch sein vor Gericht zu gehen?

Option 4: Schiedssverfahren

Ein Schiedsverfahren dient der außergerichtlichen Konfliktbeilegung.

Sie kommen häufig in nationalen wie internationalen Handels-/ Wirtschaftsstreitigkeiten zum Einsatz.

In dem Verfahren tragen die beteiligten Parteien ihren Konflikt einer Schiedsperson vor, die dann eine Entscheidung (Schiedsspruch) trifft.

Der Schiedsspruch ist rechtsverbindlich und dank einer entsprechenden UN-Konvention weltweit vollstreckbar.

Was können Vor- und Nachteile des Verfahrens sein?

Wann kann ein Schiedsverfahren sinnvoll sein?

  • Schiedsverfahren sind sehr flexibel und das Verfahren lässt sich an die Bedürfnisse der Parteien anpassen. So kann beispielsweise der Ort oder die Schiedsrichter:in von den Parteien bestimmt werden.
  • Schiedsverfahren finden im Gegensatz zu öffentlichen Gerichtsverfahren in einem vertraulichen Rahmen statt.
  • Schiedssprüche lassen sich weltweit vollstrecken.

Wann kann ein Schiedsverfahren problematisch sein?

  • Schiedsverfahren können sich, ähnlich wie Gerichtsverfahren, vergleichsweise lange hinziehen.
  • Schiedsverfahren können je nach eingeschalteter Institution mit erheblichen Kosten verbunden sein.
  • In der Regel gibt es in Schiedsverfahren keine Berufungsinstanz und die Überprüfung vor staatlichen Gerichten ist auf einen begrenzten Katalog an Gründen beschränkt.

Option 5: Schlichtung

Besonders bei Tarifstreitigkeiten kommt sie uns immer wieder unter: Die Schlichtung.

Die Konfliktparteien können sich nicht einigen und bitten eine Schlichter:in um einen Schlichterspruch, der den Konflikt lösen soll.

Im Gegensatz zum Schieds- oder Gerichtsverfahren ist dieser Vorschlag für die Parteien nicht verbindlich. Sie können den Schlichterspruch akzeptieren oder ablehnen.

Wann kann eine Schlichtung sinnvoll sein?

  • Sie befinden sich in einem Konflikt, in dem die Fronten verhärtet sind und die Parteien von allein nicht zu einer Einigung kommen.
  • Eine Schlichtung kann deutlich schneller sein als ein Gerichtsverfahren.
  • Außerdem lässt sich das Verfahren kostengünstiger gestalten als ein Gerichtsverfahren oder ein Schiedsverfahren.
  • Sie haben volle Hoheit über das Verfahren. So können Sie Ablauf und Schlichter bestimmen.
  • Sie sind nicht verpflichtet dem Schlichterspruch zuzustimmen, sondern können diesen ablehnen. Der Konflikt bleibt dann ungelöst.

Wann kann eine Schlichtung problematisch sein?

  • Aufgrund der Unverbindlichkeit des Verfahrens, kann es sein, dass eine der Parteien dennoch einen Gerichtsprozess anstrengt.
  • Komplexe Rechtsfragen lassen sich häufig mit einer Schlichtung nicht klären.

Option 6: Verhandlung

Konflikte lassen sich auch durch Verhandlungen lösen. Am Ende entsteht ein Vertrag, in dem die Ergebnisse festgehalten werden.

In der Verhandlung haben Sie die volle Kontrolle über das Verfahren, die Inhalte und die Lösungen.

So weit so gut. Das Ergebnis der Verhandlung wird aber wesentlich davon abhängen, wie geübt Sie und Ihr gegenüber in Verhandlungen sind. Wer kennt die effektiveren Verhandlungstechniken und kann diese geschickter anwenden?

Außerdem können Verhandlungen abgebrochen werden oder die vereinbarte Lösung stellt sich im Nachhinein als unfair heraus.

Darüber hinaus lassen sich auch Machtungleichgewichte, Abhängigkeiten und Informationsdefizite nicht so ohne weiteres ausgleichen.

Wann kann eine Verhandlung sinnvoll sein?

  • Sie suchen eine einvernehmliche Lösung und wollen volle Kontrolle über das Verfahren.
  • Der erhöhte Organisationsaufwand schreckt Sie nicht ab.
  • Sie sind an der Fortsetzung einer beruflichen oder geschäftlichen Beziehung interessiert.

Wann kann eine Verhandlung problematisch sein?

  • Zwischen Ihnen und der anderen Partei gibt es ein Machtungleichgewicht, das Sie in einer Verhandlung nicht ausgleichen können.
  • Sie sind ungeübt in Verhandlungstechniken und/oder müssen befürchten, dass Ihr gegenüber zu manipulativen Techniken greift.
  • Sie willigen in die Verhandlung nur ein, weil Sie schon so viel in den Konflikt investiert haben (Zeit, Geld, Manpower).

Option 7: Mediation

Das Ziel einer Mediation ist es, in einem vertraulichen Verfahren eine freiwillige, eigenverantwortliche und interessengeleitete Konfliktlösung zu finden.

Bei dieser Lösung geht es stets darum, die Zukunft für die Konfliktparteien so zu gestalten, dass sie einen Mehrwert stiften.

Mehr dazu, wie Mediationen funktionieren, erfahren Sie in meinem Blog-Artikel: „Mediation verstehen und erfolgreich nutzen: 4 Schritte“

Im Unterschied zum (Schieds-)Gerichtsverfahren wie auch der Schlichtung, geben die Parteien die Konfliktlösung zu keinem Zeitpunkt aus der Hand. In der Mediation suchen die Parteien ihre eigene (subjektive) Lösung.

Gleichzeitig werden die Nachteile einer freien Verhandlung ausgeglichen: Die Mediator:in sorgt dafür, dass Machtungleichgewichte ausgeglichen werden, dass keine unfairen Verhandlungstechniken zum Einsatz kommen.

Darüber hinaus sorgt die Mediator:in dafür, dass Eskalationen verhindert werden, die Parteien sich gegenseitig verstehen und sich auf einen Perspektivwechsel einlassen können.

Und auch der ganze organisatorische Aufwand wird von der Mediator:in übernommen.

Erfahren Sie mehr zu den Vor- und Nachteilen einer Mediation in meinem Blog-Artikel: „Mediation verstehen und erfolgreich nutzen: 4 Schritte“

Titelbild: istock.com/artisteer

Wer schreibt hier?

Henning Landers, Wirtschaftsmediator. Mediationen und Konfliktberatung.

Hallo, ich bin Henning Landers, Wirtschaftsmediator (IHK), Freizeit-Segler und leidenschaftlich, wenn es um Konflikte geht.

In meinem Blog dreht sich alles um Wirtschaftsmediation, Konfliktmanagement und Kommunikation. Hier lernen Sie erprobtes Wissen zur praktischen Anwendung im Business kennen.

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